Ich sitze im Flugzeug und wälze mich von links nach rechts, zupfe immer wieder die Decke zurecht, füßel mit meinem Vordermann und erwische mich hin und wieder, wie ich bei meinem Nachbarn auf den Bildschirm linse. Er guckt „Das große Krabbeln“, ich kenne die Dialoge von früher noch auswendig. Und spreche sie mit. Kurzum: ich kann nicht einschlafen. Das liegt gar nicht mal daran, dass ich aufgeregt bin oder nicht weiß, was mich die nächsten Monate erwarten wird, sondern am Sitz. Ich habe keine Ahnung, wie ich darin sitzend schlafen soll, ohne meinen Klapptisch auszuklappen und meinen Kopf darauf zu legen. Leider ist der Tisch zu tief angebracht, sodass ich nach einiger Zeit mit steifem Hals aufwache. Ich beschließe die Zeit zu nutzen und diesen ersten Blogeintrag zuverfassen.
Meine Reise begann am Montagabend, als ich meine Klamotten und die vielen kleinen Pakete in meinen Rucksack lud und ihn das erste Mal aufsetzte. Es war ein großer Moment. Das Ding saß perfekt und gab mir das Gefühl Herr über das kommende Abenteuer zu werden und kein Opfer von unsortierten Kleinkram und Rückenschmerzen. Ich hatte so ziemlich alles eingepackt was einzupacken war, lediglich auf einen Pullover habe ich verzichtet. Was den Rucksack anging, war alles fertig und bereit zum Aufbruch, nur ich selbst war es vielleicht noch nicht genug.
Ich saß auf meinem Bett und schaute durch die geöffneten Türen hindurch in das Zimmer meiner Schwester. Mein Blick wechselte abwechselnd vom Spiegel an ihrer Wand zu meinem Rucksack – Das bin ich die nächsten Monate. Mein Rucksack und ich, ich und mein Rucksack. Ich versuchte mir bewusst zu werden, was ich die letzten Stunden über gemacht habe und welches Ziel ich dabei verfolgte. Ich schaffte es nicht so richtig, ich fühlte zu sehr wie bei den Reisen der letzten Wochen: „Ich komme ja übernächste Woche wieder.“ Es war das erste Mal, dass ich einwenig realisierte, was passiert und was passieren wird.
Einem Freund schrieb ich, dass die Reise die ganze Zeit mehr ein cooler Spruch war, der lässiger wurde, je kürzer die Zeit zum tatsächlichen Beginn wurde (Was machst du nach der Schule? – Ich Fliege nach Australien; Hast du nächste Woche Zeit? – Nein tut mir leid, ich bin da schon in Australien).
Auch jetzt, wo ich im zweiten Flieger Richtung Perth sitze, fühlt es sich mehr nach einem langen Flug in Richtung zweiwöchiger Kursfahrt an, als ein Work & Travel mit anschließender Miniweltreise. Ich habe keine Ahnung, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist, ich freu mich einfach verdammt doll meine Ausrüstung und mein Equipment zu nutzen. Ich will (/möchte) aus dem Flieger aussteigen, mich mit Sonnencremé Lichtschutzfaktor 50++ einschmieren, meine erste Sonnenbrille tragen, den Rucksack um meine Hüften und auf meinem Rücken spüren, irgendetwas mit meinem vorhin geschenkt bekommenden Letherman zerknippsen oder zerschneiden und etwas twittern oder instagrammen. Aber das geht ja leider noch nicht, ich habe noch sieben Stunden Flug vor mir.
Vielleicht finde ich ja noch etwas Schlaf oder ein interessantes Gespräch mit meinen Sitznachbarn.
Bis bald,
Dani